Das Parforcehorn

Das Parforcehorn ist ein Blechblasinstrument, das ursprünglich als Signalinstrument für die Parforcejagd diente. Direkt aus dem Parforcehorn wurde das Waldhorn entwickelt.

Bauarten und ursprüngliche Verwendung

Das Parforcehorn besteht aus einer näherungsweise zylindrischen Röhre aus Messing, die zum Ende hin konisch in eine ausladende Stürze (Schallbecher) ausläuft. Das ursprüngliche Horn zum jagdlichen Gebrauch hatte nur eine Windung, erst für den Einsatz im Orchester wurde es mehrwindig gebaut. Für den Gebrauch im Rahmen des jagdlichen Brauchtums gibt es mittlerweile auch ein mehrwindiges Instrument mit reduziertem Windungsdurchmesser, das handlicher als das originale Horn ist. Die Windung(en) sind bei modernen Instrumenten häufig mit einem Lederriemen umwickelt. Dadurch werden die Griffigkeit und die Stabilität des Instruments erhöht und Korrosion des Metalls durch Handschweiß vermieden.

Der Einsatz des Parforcehorns erfolgt vorrangig im jagdlichen Brauchtum zum Blasen von Jagdhornsignalen. Die große Windung diente dazu, dass der Reiter das Horn über der Schulter tragen konnte, indem er Kopf und Arm hindurchsteckte. So hatte er beide Hände zum Reiten frei.

Stimmungen, Haltung, Spieltechnik

Die Grundstimmung ist in Es, B oder mit einem Ventil umschaltbar zwischen Es oder B. Das Instrument in B klingt eine Quinte höher als das in Es. Durch das Blasen mit Naturtöne können auch Melodien und als charakteristische zweistimmige Tonfolge die sogenannten Hornquinten gespielt werden. Auf dem Instrument in B sind mindestens 12 Naturtöne spielbar, auf dem Instrument in Es mindestens 16. Parforcehörner sind transponierende Instrumente, notiert wird immer in C. Das Parforcehorn in B wird auch in einer Ausführung mit drei Ventilen (Wirkung der Ventile wie bei einer Trompete) gebaut. In Frankreich wird an Stelle des Parcorcehorns die auf dem Grundton D stehende Trompe de Chasse geblasen.

Das Instrument wird mit der rechten Hand gehalten, die linke Hand hat eventuell nur leicht stützende Funktion. Entgegen der modernen Waldhornhaltung wird die rechte Hand nicht in die Stürze eingeführt, das Instrument wird normalerweise offen gespielt. Das Stopfen, also das Einführen der Hand in die Stürze, wodurch der geblasene Ton um bis zu einen Ganzton tiefer klingt, wird gelegentlich angewendet, um offen nicht spielbare Töne zu realisieren. Gestopfte Töne klingen deutlich dunkler als offene Töne.

Mundstück

Das originale Parforcehorn-Mundstück ist trichterförmig und hat einen extrem schmalen Rand. Dadurch entsteht ein sehr durchdringenden Ton, der im Wald sehr weit trägt. Damit es laut „schmettert“, wird das Mundstück möglichst kräftig an die Lippen gedrückt. Beim originalen Gebrauch kommt es nicht auf „romantische Klangschönheit“, sondern auf große Lautstärke an. Früher schnitten sich deshalb die Bläser die Lippenhaut auf und ließen sie vernarben. Die so verhärtete Haut verhinderte, dass ein zu starker Druck des Mundstückes die Lippenmuskelatur durchquetschte. Moderne Parforcehornmundstücke sind im Prinzip wie Waldhornmundstücke gebaut, ein kleiner Kessel begünstigt das Blasen in hohen Lagen, ein großer Kessel das in tiefen Lagen.

Moderne Verwendung Künstlerisch wird das Parforcehorn unter anderem in der romantischen Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber im "Jägerchor" und in Joseph Haydns Oratorium "Die Jahreszeiten" imitiert. Die Melodie für den "Freischütz" lässt sich mit den 6. bis 14. Tönen der Naturtonleiter blasen.

Parforcehörner werden heute auch konzertant in so genannten Bläsercorps geblasen, die Instrumente in Es oder Es/B üblicherweise allein, wobei vierstimmige Sätze überwiegen, die Instrumente in B auch zusammen mit Fürst-Pless-Hörneren, wobei vierstimmige (2 Fürst-Pless-Horn-Stimmen, 2 Parforcehorn-Stimmen) und sechsstimmge (4 Fürst-Pless-Horn-Stimmen, 2 Parforcehorn-Stimmen) Sätze dominieren. Das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten ist selten. Gelegentlich werden Parforcehörner zum Beispiel im Rahmen einer Hubertusmesse zusammen mit der Orgel eingesetzt.

Das Fürst-Pless-Horn

Das Fürst-Pless-Horn ist ein in B gestimmes Blechblasinstrument und dient als Horn vor allem Jägern zum Anstimmen der Jagdhornsignale.

Aufbau und Funktion

Das Fürst-Pless-Horn wird in verschiedenen Bauausführungen als Jagdgebrauchsinstrument verwendet. Als reines Naturhorn mit einer Rohrlänge von circa 130 cm hat es einen Tonvorrat von 5-6 Naturtönen. Diese eingeschränkte musikalische Verwerwendungsmöglichkeit wird durch eine Vielfalt der rhythmischen Figuren und Tonfolgen ausgeglichen.

Bauformen

 Plesshorn mit Ventilen
Plesshorn mit Ventilen
Manteltaschen-Ausführung eines Fürst-Pless-Horns
 
Clewingsches Taschen
Jagdhorn

Alle Ausführungen sind in der Regel zumindest teilweise mit grünem (Leder-)Band umwickelt. Ein breiter Neusilberkranz am Schallbecherrand diente früher als Überblaskranz oder einfach zur mechanischen Verstärkung, heutige Konzeptionen weisen ihm eher eine optische Bedeutung zu.

Von der normal großen Ausführung mit einem Windungsdurchmesser von circa 16 cm gibt es sowohl ein ventilloses Naturhorn als auch verschieden Ausführungen mit drei Ventilen. Letzteres hat einen Tonumfang wie die Trompete oder das Flügelhorn.

Als ventilloses Instrument wird auch eine verkleinerte „Manteltaschenausführung“ hergestellt.

Geschichte

Benannt wurde das Fürst-Pless-Horn ab 1880 nach Hans Heinrich XI., Fürst von Pless, dem Oberjägermeister von Kaiser Wilhelm I., der zu seiner Verbreitung wesentlich beitrug. Eingang fand es in das Waidwerk über die Jäger- und Schützeneinheiten des deutschen Bundesheeres, die ein kreisförmiges Signalhorn zur Unterscheidung von der Infanterie mit ihrem Bügelhorn führten. Die im deutschen Bundesheer dienenden Förster und Berufsjäger nahmen es mit ins Zivilleben, ebenso wie manches militärische Signal, das zum Jagdsignal umgewidmet wurde.